Begehren nach Formfreiheit: Die 7. Fessel

Begehren nach Formfreiheit ist die Annahme, wir hätten die Fähigkeit zur Wahrnehmung.

Wir glauben, dass Wahrnehmung unsere grundlegende Fähigkeit ist und es eine Welt außerhalb von uns gibt, die sich in unserer Wahrnehmung spiegelt. Dies ist das Ende der Welt, wie du sie kennst.

Wahrnehmung ist der Prozess und das subjektive Ergebnis der Informationsgewinnung und -verarbeitung von Reizen aus der Umwelt und aus dem Körperinneren.

Wikipedia

Buddha nannte die Fessel Arupa-raga.
Begehren nach Formfreiheit. Oder Anhaftung an die formlosen Bereiche.

Aufgrund des Nicht-Wissens der 10. Fessel werden wir beunruhigt. Durch die Unruhe der 9. Fessel entsteht Willensregung, der Durst nach Dasein und sinnlichem Erleben.
So geraten wir unter den Einfluss der Triebe.

Bhavasava (Werdenstrieb)

  • Hang nach Werden im Bereich der feinstofflichen Formen (rupa-loka)
  • Hang nach formlosem Werden (arupa-loka).

Illusion der Wahrnehmung

Die 7. Fessel ist die Einbildung von Raum, Bewusstsein, Dinglichkeit und der Fähigkeit zur Wahrnehmung.

Dadurch, dass wir glauben die Dinge wahrzunehmen, bekommen sie den Anschein von Realität. Sie erscheinen als Etwas, was tatsächlich aus sich selbst heraus existiert. Das betrifft nicht nur die Welt, die wir um uns herum sehen, wie unsere Hände, die Nachbarin, den Kater, das Brillenetui oder die Stehlampe in der Ecke – sondern auch unsere Gedanken, Ideen, Wünsche.

Mit dem Durschauen der 6. Fessel ist der Glaube verschwunden, dass alle Dinge (Objekte) in Beziehung zu uns (Subjekt) existieren. Was übrig bleibt ist die Annahme, dass wir und alles andere in Raum und Zeit und tatsächlich auf eine eigene und unabhängige Weise existieren.

Unsere angenommene Fähigkeit zur Wahrnehmung nehmen wir als Beweis dafür, dass es das Wahrgenommene tatsächlich gibt. Und dadurch, dass es das Wahrgenommene gibt, wird auch die Wahrnehmung selbst bestätigt.

| Wahrnehmung | Wahrgenommenes |

Wir nehmen Form und Farbe wahr, schreiben ihnen bestimmte Aspekte und Eigenschaften zu, geben dem einen Namen und machen so daraus ein Etwas.

Sehen wir also die Stehlampe in der Ecke an, erkennen wir nicht das Konzept oder die Konvention – etwas, was auf diese Weise, mit dieser Form und mit diesen Farben, an dieser Stelle, mit diesen zugedachten Eigenschaften erscheint – es die Lampe in der Ecke zu nennen. Wir nehmen stattdessen an, dass es diese Lampe wirklich gibt. Doch niemand hat jemals ein Objekt erfahren.

Mit der 8. Fessel festigt sich die Annahme von Ich bin, Ich existiere. Und wenn Ich bin, ist es naheliegend, dass auch etwas anderes ist. Ja, es muss etwas anderes geben, damit Ich sein kann. Denn das, worauf Ich zeigen kann, kann Ich als die Bestätigung meiner Existenz hernehmen.

| Ich | Nicht Ich |

Um also dieses Andere entdecken und erfahren zu können, das uns bestätigt, erfinden wir die Fähigkeit zur Wahrnehmung.

Wahrnehmung = etwas für wahr nehmen.

Wir perfektionieren diese Fähigkeit indem wir ein Bewussteinssystem entwickeln, in dem es so etwas wie ein Augen-Bewusstsein, mit dem wir Sehen, ein Ohr-Bewusstsein, mit dem wir Hören, usw. gibt.

Und so schälen wir die Welt aus dem Nichts. Und das Nichts wird zum endlichen, messbaren Raum, in dem dies alles tatsächlich existiert.

Untersuchung der 7. Fessel

Um diese Fessel zu lösen müssen wir unsere Schritte zurückverfolgen. Wir erkennen die Illusion von Raum, Bewusstsein, der Dinghaftigkeit und schließlich erfahren wir, dass es nichts gibt, was es uns möglich macht Etwas zu erkennen. Und so glauben wir nicht mehr, dass es Etwas überhaupt gibt.

Dabei gibt es keinen Trick. Es ist nur nötig genau hinzusehen.

Lösen der 7. Fessel

Wenn die Fessel gebrochen ist, verschwindet die Welt der Dinge. Genauso wie das Gefühl von Raum und Zeit. Das kann im ersten Moment sehr desorientierend sein. Denn Raum und Zeit haben ein Sicherheitsnetz um uns gewebt, indem wir uns orientieren konnten.

Wir glauben die Stehlampe zu erfahren, weil wir sie mit den Händen berühren. Sie sehen. Hören können, wie die Finger über den Lampenschirm streichen. Doch alles, was wir wirklich erleben sind Berührung, Bild, Ton. Nichts davon ist die Lampe. Berühren, Sehen, Hören erzeugen ein Bild, dazu kommt eine gedankliche Interpretation: Die Annahme einer Stehlampe.

Niemand hat jemals ein Objekt erfahren. Alles, was wir erleben sind Bilder, Erscheinungen und geistige Interpretationen. Wir haben gelernt, wie wir das Erleben interpretieren. Wir finden uns weiterhin zurecht in dieser Welt der gedachten Dinge, aber wir nehmen sie nicht mehr für wahr.

Im ersten Moment ist das ein sehr seltsames Gefühl. Denn es ist Paradox. Die Welt existiert und existiert gleichzeitig nicht.

Auch diese Fessel fällt mit einem deutlich spürbaren Shift. Es ist kein intellektuelles Verstehen.

Wie bei jeder Illusion ist es so, dass es schon immer so war, wir haben es vorher nur nicht gesehen.

Daher funktioniert alles, so wie immer. Es sieht alles so aus, wie immer. Denn die Erfahrung ändert sich nicht. Wie glauben nur nicht mehr, dass die Welt real ist und die Illusion von „Etwas“ verschwindet.

Wir erleben unbeschreibliche, unendliche und ewige Realität, wie sie schon immer war und erkennen, dass alle Konzepte einfach nur Konzepte sind und nichts Wahres enthalten.


Buddha erklärte, dass es 10 Annahmen oder 10 Fesseln gibt, die dem Erwachen im Weg stehen. Wenn du wissen möchtest, welche das sind, lies hier weiter: Durch die 10 Fesseln zum Erwachen.