Riten und Rituale: Die dritte Fessel

Die dritte der 10 Fesseln ist die Annahme, wir könnten durch Rituale, Gebete, Opfer Erlösung erlagen.

Buddha nannte die dritte Fessel silabbata-paramasa – Hängen an Regeln und Riten.

Zu Buddhas Lebzeiten hatten die Menschen viele Regeln und Rituale. Sie glaubten, dass sie das Wohlwollen der Götte bekämen, wenn sie sich exakt an diese Vorschriften halten würden. Davon erhofften sie sich ein besseres Leben und dass sie nach dem Tod von den Göttern aufgenommen werden würden.

Wir kennen diese Riten auch heute noch. Es sind zum Beispiel Gottesdienste, kultische Handlungen, die Feier religiöser Feste, das Sprechen von Gebeten oder Mantras, bestimmte Tänze und Gesänge. Und auch Orakelbefragungen, Beschwörungen, rituelle Waschungen, Beschneidungen und ähnliches zählen dazu. Auch außerhalb religöser Lebensführungen finden wir diese Rituale, wie zum Beispiel Morgen- und Abendroutinen, Meditation, Yogapraxis…

Sílabbata-parāmāsa ist der Irrglaube alleine durch gute Taten bzw. Tugenden, das Einhalten von Geboten und Ritalen die Erlösung vom Daseinskreislauf erringen zu können.

Mehr zu Buddhas Lehre auf der Seite Erleuchtung erleben von Alfred Dutz.

Die dritte Fessel wird nicht direkt untersucht, denn die ersten drei Fessel stützen sie gegenseitig: Die Annahme es gäbe das Selbst.

Hängen an Regeln und Riten

In der dritten Fessel erkennen wir, wie sehr wir mit unseren Ritualen identifiziert sind.

Durch unsere Vorlieben und Abneigungen (vierte Fessel und fünfte Fessel) haben wir eine ganz einzigartige Art entwickelt durch unser Leben zu gehen. Wir fühlen uns von manchem abgestoßen und zu anderem hingezogen.

Dies betrifft auch unsere spirituelle Praxis. Und auch die weltlichen Rituale, die wir pflegen. Wir nutzen sie als Bestätigung dafür, dass wir so sind, wie wir glauben zu sein:

| Das mache ich | Das mache ich nicht |

Die zweite Fessel

Die Regeln, nach denen wir leben, sind eine starke Kraft. Selbst wenn wir dies im Alltag vielleicht gar nicht nicht bemerken.

Etwas an uns, reagiert auf bestimmte Tugenden und Rituale. Sie hallen in uns wider, sprechen uns an. Das empfinden wir als angenehm und so wird ihre Praxis nützlich. Wir definieren uns über sie. Sie formt uns. Wir erfahren, wer wir sind. Nehmen Gestalt an.

Durch unsere Rituale, unsere Vorlieben und Abneigungen haben wir eine ganz einzigartige Art entwickelt durch unser Leben zu gehen. Wir sind individuell, unabhängig, frei.

Riten und Rituale erfüllen einen bestimmten Zweck: Sie stüzen die Annahme, es gäbe das Selbst. Denn wir kommen zu dem Schluss, dass all unsere Vorlieben und Abneigungen, unsere Tugenden und Moralvorstellungen jemandem gehören. Dass es Jemanden gibt, der die Rituale ausführt. Jemanden, der das eine mag. Und das andere nicht. Jemanden, der unsere Vorlieben und Abneigungen steuert und kontrolliert.

Dies führt direkt zur ersten Fessel, wo wir eine Linie ziehen:

| Das bin ich | Das bin ich nicht |

Die genauere Untersuchung unserer Riten und Rituale führt manchmal dazu, dass wir herausfinden wollen „wer wir wirklich sind“.

Wir schauen, was wir mögen und womit wir uns gut fühlen. Und dann machen wir, was wir wollen und schieben weg, was wir nicht wollen. Dieses verstärkt allerdings die Ich Illusion. Denn so ist sie entstanden.

Und so trägt unser geliebtes Ritual dazu bei, dass das Selbst gestärkt wird. Obwohl das Ritual an sich gar kein Problem ist. Natürlich können wir meditieren, Yoga üben, beten oder unserer Morgendroutine nachgehen. Problematisch wird es, wenn wir dies nicht einfach als etwas sehen, was wir gerne tun. Sondern uns darüber definieren. Und damit unsere Annahme eine unabhängie und einzigartige Person zu sein bestärken.

Mit dem Durchschauen der ersten Fessel fällt auch das Hängen an Regeln und Riten. Wenn wir erkennen, dass es nie eine Person gab, die durch Rituale hätte gestärkt werden müssen. Die Annahme, dass Ich mich durch eine bestimmte Praxis entwickeln, wachsen oder erwachen könnte, stellt sich als Irrtum heraus.

Die Überwindung dieser Fesseln (1 bis 3) ist die Frucht des Stromeintritts (Sotapan).

Buddha erklärte, dass es 10 Annahmen oder 10 Fesseln gibt, die dem Erwachen im Weg stehen. Wenn du wissen möchtest, welche das sind, lies hier weiter: Durch die 10 Fesseln zum Erwachen.